Seelenzustand

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Der Seelenzustand ist ein erzählerisch orientiertes System zur Verortung seelisch-moralischer Haltungen von Spieler- und Nichtspielercharakteren in der Welt von Eboria. Es skizziert die innere Regieanweisung einer Figur im Spannungsfeld zwischen Licht und Schatten und verbindet psychologische Reflexion mit spielmechanischer Wirkung.

Als zentrales Instrument für Charakterentwicklung, innere Konflikte und übernatürliche Wechselwirkungen wirkt sich der Seelenzustand sowohl auf die narrative Gestaltung als auch auf konkrete Spielwerte aus.


Hintergrund

Konzept und Zweck – Jenseits von Gut und Böse

Im Ewigen Schauspiel Eborias hallt der Applaus nicht für „gut“ oder „böse“, sondern für die emotionale Tiefe der Geschichten und die tragische Schönheit ihrer Helden. Der Seelenzustand verzichtet deshalb bewusst auf schlichte Moralurteile und bildet stattdessen ein flexibles Spektrum aus Licht- und Schattenmomenten ab, welches die moralischen Höhen und Tiefen der Figuren offenkundig macht.

Licht und Schatten sind keine simplen Gegenspieler, sondern Urgewalten, deren ewiger Konflikt jeden Akt antreibt. Sie markieren die Extreme einer kosmischen Dualität, in deren Spannungsfeld jede Entscheidung zwischen ekstatischem Triumph und drohendem Abgrund oszilliert.

Das System lädt Spieler und Spielleiter ein, die emotionalen Abgründe ihrer Charaktere zu erkunden – nur um sie im nächsten Augenblick ins gleißende Licht der Selbsterkenntnis zu katapultieren. Der Nutzen des Seelenzustands liegt in der Schaffung psychologisch tiefgründiger Figuren und in der aktiven Gestaltung ihrer Entwicklung. Zugleich soll er dazu auffordern, über das Rollenspiel hinaus die psychologischen und moralischen Dimensionen eigener Geschichten zu reflektieren.


Mythologischer Hintergrund – Das göttliche Drama

Das Gesinnungssystem des Seelenzustands ist in den mythologischen Hintergrund der Spielwelt von Eboria eingebettet. Die kosmischen Pole von Licht und Schatten verkörpern die rivalisierenden Mächte zweier Götterfraktionen, die im Rahmen ihres endlosen Äonenkriegs um die Zuwendung der sterblichen Seelen wetteifern:

  • Das Licht steht für die Aspekte der Lichtgötter des Elysiums, Dichtern von Frieden, Leben und Tugend.
  • Ihrem Gegenpol sind die Schattengötter der Unterwelt zuzuordnen, Inszenatoren von Zerstörung, Tod und Sünde.

Doch weder Licht- noch Schattengötter folgen starren Drehbüchern. Ihre Mythen sind durchzogen von Kriegen, Konflikten und internen Zwist. Als fehlbare Wesen offenbaren sie individuelle Grautöne: Strahlende Himmelgötter können auf moralisch fragwürdige Pfade geraten, und Sterbliche aus dem Drang nach Frieden in goldene Käfige sperren. Finstere Gottheiten werden manchmal hingegen unfreiwillig zu Rettern oder gar Wegbereitern des Lichts und müssen verärgert erkennen, dass aus ihrer Zerstörung lediglich ein neues und reineres Leben erwachsen ist.


Die Rolle der Sterblichen – Die Bühne des freien Willens

Jeder Sterbliche und Ewige in Eboria schreibt eine einzigartige Geschichte, in der er beständig zwischen Licht und Schatten schwankt. Kein Wesen ist rein Lichtgestalt oder reine Finsternis und jede Szene lotet erneut das Verhältnis zu beiden Extremen aus. Der Seelenzustand bleibt stets eine Momentaufnahme und ist niemals statisch oder sogar als angeboren zu verstehen. Jede Handlung beeinflusst und verschiebt ihn, ob bewusst oder unbewusst. Freier Wille verleiht den Figuren dabei die Macht, sich für Licht, Schatten oder eine Nuance dazwischen zu entscheiden.

So stehen Helden immer wieder am Scheideweg und müssen sich die Frage stellen: Werde ich mich selbst überwinden oder mich von selbstbezogenen Impulsen leiten lassen?


Authentische Dramaturgie – Figurenstoff voller Brüche und Abgründe

Die Geschichten von Eboria verlangen nach psychologisch tiefschürfenden, komplexen Helden oder Antihelden und nicht nach makellosen Lichtgestalten. Im Mittelpunkt stehen Figuren mit seelischen Narben, Fehltritten und moralischen Abgründen, deren Erzählbögen von einem bußvollen Rückweg ins Licht oder einem unheilvollen Sturz in die Finsternis handeln. Genau diese Spannung tragischer Dramen erzeugt eine packende Erzählkraft.

Dabei ist stets zu beachten, dass kein Zustand moralisch „perfekt“ oder narrativ „besser“ ist. Im System existieren weder „richtig“ noch „falsch“ – jede Position auf dem Spektrum birgt lediglich eigene narrative Möglichkeiten.

Der aktuelle Seelenzustand eines Charakters sagt auch nichts über sein Charisma oder die Sympathien aus, die andere ihm entgegenbringen. Ein skrupelloser Narzisst auf Stufe –4 (gewissenlos) kann in Schlüsselmomenten selbstlose Taten vollbringen und dabei glaubwürdig, faszinierend oder sogar liebenswert wirken. Umgekehrt kann ein Märtyrer mit +5 (heilig) in Fanatismus verfallen und als unnahbar, unsympathisch oder distanziert wahrgenommen werden.

Hinzu kommt die Diskrepanz zwischen Selbstbild des Charakters und bewusst konzipierten Seelenzustand seines Spielers: Ein unreflektierter Charakter mit formal düsterer –2-Neigung (selbstbezogen) mag sich innerlich als strahlende +4-Ikone (selbstlos) erachten. Diese innerpsychische Verzerrung schafft Spannungsmomente, befeuert aufwühlende Plot-Twists und öffnet neue Entwicklungspfade.

Statt also den moralischen Wert oder die Sympathie für den Charakter zu messen, dient der Seelenzustand als dramaturgischer Kompass für

  • innere Haltungen
  • ethische Dilemmata
  • Fragen von Schuld und Scham
  • Selbstreflexion

Es soll Spielern und Spielleitern ein handhabbares Werkzeug liefern, um vielschichtige Charaktere zu entwerfen, tiefgreifende Bögen zu planen und diese im Spielverlauf fortlaufend weiterzuentwickeln. Gleichzeitig regt es zum Austausch über neue Impulse, Ideen und dramaturgische Herausforderungen an. Durch den flexiblen Einsatz des Seelenzustands können Erzählungen voller Tragik, Suche nach Selbsterkenntnis und existenzieller Entscheidungen entstehen. Jeder moralische Moment kann hier zur Frage des eigenen Seins werden. Dieses Gesinnungssystem soll keinem starren Korsett gleichen, sondern einem luftigen Bühnenvorhang, hinter dem Figuren wachsen, scheitern, sich wandeln oder zerspringen dürfen.


Struktur

Grundlagen

Das System des Seelenzustands basiert auf einem zweidimensionalen Modell ethisch-psychologischer Orientierung. Es kombiniert:

  • 1. Die 10 seelischen Facetten: Zehn definierte Kategorien, die zentrale Dimensionen innerer Haltung, moralischer Urteilskraft und emotionaler Disposition beschreiben. Diese Facetten bilden die vertikale Achse der Charakterbeschreibung und erfassen das individuelle Profil einer Figur in ihren psychischen, sozialen und ethischen Ausdrucksformen.
  • 2. Die 11 Licht/Schatten-Tendenzen: Eine elfstufige Skala von –5 bis +5, die das Verhältnis einer Figur oder einer seelischen Facette zum moralischen Spannungsfeld zwischen Licht und Schatten abbildet. Sie fungiert als dramaturgische Verdichtung einer inneren Grundhaltung und als Horizontlinie, auf der sich die Kräfte von Selbstverherrlichung und Selbsttranszendenz gegenüberstehen.


Zwei methodische Zugriffsebenen – archetypisch oder aspektbasiert

Der Seelenzustand kann auf zwei unterschiedliche, aber einander ergänzende Weisen genutzt werden, je nachdem, ob eine Figur in ihrer Gesamthaltung umrissen oder in ihrer psychologischen Komplexität ausgeleuchtet werden soll.

1. Die archetypische Gesamtverortung

In ihrer ersten Form ermöglicht der Seelenzustand die direkte Einordnung einer Figur in eine der elf Licht/Schatten-Tendenzen zwischen –5 (bösartig) und +5 (heilig). Damit wird eine kohärente moralische Tendenz markiert, die als dramaturgischer Kristallisationspunkt fungieren kann – etwa bei NSCs, Figuren in früher Entwurfsphase oder Helden mit klarer moralischer Signatur. Diese Gesamtverortung bietet: • eine schnelle narrative Einordnung, • eine symbolische Selbstbeschreibung, • und eine dramaturgische Rahmung für Entwicklung oder Brüche. Eine Figur auf Licht/Schatten-Tendenz +1 („wohlwollend“) wird etwa als hilfsbereiter, zurückhaltender Unterstützer konzipiert, während ein Charakter auf –4 („gewissenlos“) primär eigennützig, kalt oder machthungrig agiert. Diese Definitionen dienen nicht als starre Etiketten, sondern vielmehr als Orientierungsrahmen. Es ist weder notwendig noch intendiert, dass eine Figur jede Eigenschaft eines Zustands vollständig erfüllt. Entscheidend ist, welchem sie in der Gesamtschau ihrer inneren Haltungen und äußeren Handlungen am ehesten entspricht. Zugleich ist jeder Seelenzustand nur ein aktueller Einblick und kann sich durch Entwicklungen, Entscheidungen oder Krisen verschieben. Figuren dürfen (und sollen) auf der Skala schwanken: Zwischen zwei Zuständen zu pendeln oder innere Gegensätze auszubalancieren, erzeugt oft die tiefsten dramaturgischen Konflikte. Insbesondere der Zustand zwischen Ambivalenz und Verwandlung bildet den Nährboden für Gewissensfragen, Tragödien und Heldentum im Schatten.

2. Die aspektbasierte Differenzierung

Alternativ – und insbesondere für Spielercharaktere mit wachsendem innerem Konflikt oder ambivalentem Verhalten – können die zehn seelischen Facetten des Seelenzustands separat bewertet werden. Dabei wird jede Facette (z. B. „Bußfertigkeit“ oder „Exzessbereitschaft“) eigenständig auf der Skala der Licht/Schatten-Tendenzen von –5 bis +5 eingeordnet. Dies erlaubt die Konstruktion mehrdimensionaler moralischer Profile, bei denen Licht und Schatten sich überlappen, durchdringen oder widersprechen. So kann eine Figur etwa: • bei „Deliktbereitschaft“ auf -2 liegen (fragil), • bei „Gewissen“ jedoch auf +3 (reumütig). Ein Charakter mit entsprechender Ausprägung ließe sich etwa aufgrund seiner geringen moralischen Hemmschwellen immer wieder zu Lüge oder Verbrechen hinreißen, nur um sich wenig später, durch seine ausgeprägte Neigung zur Buße, unter der Last unerträglicher Selbstvorwürfe zu verzehren und den Drang nach Widergutmachung zu verspüren. Diese Differenzierungen machen moralische Ambivalenzen sichtbar und produktiv. Sie laden dazu ein, • innere Spannungsverhältnisse gezielt zu gestalten, • widersprüchliche Handlungsmotive zuzulassen, • und seelische Entwicklungen prozesshaft und jenseits fixer Gesinnungsetiketten abzubilden. Im Gegensatz zur der archetypischen Gesamtverortung, die den Seelenzustand einer Figur als Typus beschreibt, erkundet die aspektorientierte Differenzierung also das moralische Innenleben als Feld divergierender Impulse. Beide Formen sind gültige Instrumente der Charakterdarstellung, und sie können sich auf Wunsch ergänzen oder ablösen. So wird der Seelenzustand nicht zum Urteil, sondern zur Bühne innerer Reibung und schwankt zwischen Ideal und Affekt, Haltung und Handlung, Schattenlinie und Lichtschimmer.

Bestimmung des Gesamtzustands bei aspektbasierter Orientierung

Licht/Schatten-
Tendenz
Umrechnungs-
wert
–5 (bösartig) 1
–4 (gewissenlos) 2
–3 (hartherzig) 3
–2 (selbstbezogen) 4
–1 (gleichgültig) 5
0 (passiv) 6
+1 (wohlwollend) 7
+2 (rücksichtsvoll) 8
+3 (idealistisch) 9
+4 (selbstlos) 10
+5 (heilig) 11

Um bei der aspektbasierten Orientierung den ungefähren Gesamtzustand des Seelenzustands zu bestimmen, wird jede der zehn seelischen Facetten individuell auf der Skala von –5 bis +5 eingeordnet. Jeder Wert wird dabei intern wie in der Tabelle rechts numerisch umgerechnet.

Die Werte aller zehn Facetten werden addiert, anschließend wird der Durchschnittswert (arithmetisches Mittel) gebildet.

Das ermittelte Ergebnis wird mathematisch auf die nächste ganze Zahl gerundet. Anschließend wird dieser Wert anhand der obigen Tabelle zurück auf die Licht/Schatten-Tendenzen übertragen. Dies ergibt den aktuellen Gesamtzustand der Licht/Schatten-Tendenz – eine symbolische Momentaufnahme des inneren moralischen Spannungsfeldes der Figur.

Beispiel: Eine Summe von 65 ergibt einen Mittelwert von 6,5. Dieser wird mathematisch auf 7 gerundet. Entsprechend bedeutet dies eine Licht/Schatten-Tendenz von +1 (wohlwollend).

Diese Methode erlaubt es, selbst bei divergierender innerer Ausprägung eine kohärente, numerisch fundierte Orientierung zu erhalten, ohne die moralische Mehrdimensionalität aufzugeben. Sie liefert zudem eine belastbare Grundlage für regeltechnische Effekte und ritualistische Spezialisierungen.


Die 10 seelischen Facetten

Die zehn seelischen Facetten bilden das strukturierende Fundament des Seelenzustands. Sie beschreiben zentrale innere Empfindungsweisen, Handlungsmuster und ethische Einstellungen einer Figur – nicht als Bewertung, sondern als narrative Kategorien.

Jede Facette fokussiert ein bestimmtes Feld des moralisch-emotionalen Erlebens und Handelns: von der Grundhaltung über zwischenmenschliche Haltung bis zur moralischen Gesinnung. In ihrer Gesamtschau erlauben sie eine präzise Beschreibung der inneren Verfasstheit einer Figur.

Die Facetten sind keine Archetypen, Rollen oder Urteile. Sie sind beobachtbare Felder moralischer Resonanz, deren Ausprägung sich im Verhalten, in Entscheidungen oder inneren Konflikten einer Figur zeigt. Ihre Funktion ist diagnostisch, nicht deterministisch: Sie laden dazu ein, Figuren in ihrer inneren Vielschichtigkeit zu verstehen und dynamisch zu entwickeln.

Überblick: Seelische Facetten:

1. Grundhaltung

Wie eine Figur sich allgemein verhält – in Bezug auf ihre Identität, Werte, Fähigkeiten und Schwächen. Dazu gehören Selbstwertgefühl, Zielorientierung und das Verhältnis zu den eigenen Stärken und Grenzen. Die Grundhaltung beeinflusst sämtliche Entscheidungen, indem es angibt, welche Rolle man im Leben für sich selbst beansprucht.

2. Blick auf andere

Die grundsätzliche Haltung, die eine Figur gegenüber anderen Menschen einnimmt. Sie zeigt, ob andere als gleichwertig, über- oder unterlegen, nützlich, schwach, gefährlich oder schützenswert betrachtet werden. Diese Haltung prägt Solidarität, Misstrauen oder Dominanzbedürfnisse im sozialen Umgang.

3. Mitgefühl

Die Fähigkeit, das Leid anderer nicht nur zu erkennen, sondern es innerlich nachzuempfinden. Im Zentrum steht nicht das Nachdenken über das Leid, sondern das unmittelbare seelische Erfasstwerden durch fremdes Unglück. Diese Empfänglichkeit kann stille Anteilnahme wecken, Tränen hervorrufen oder das Bedürfnis, Trost zu spenden.

4. Gewissen

Die Bereitschaft, eigenes Fehlverhalten zu erkennen, Schuld zuzugeben und diese durch bewusste, konkrete Handlungen auszugleichen. Das Gewissen zeigt sich im Streben nach Wiedergutmachung, sei es durch Entschuldigung, Tatkraft oder symbolische Gesten der Versöhnung.

5. Moralische Prinzipien

Die Verbindlichkeit, Klarheit und Reflexion persönlicher Werte und ethischer Überzeugungen. Dies umfasst, ob eine Figur moralisch aus Intuition, Konvention, Prinzipientreue oder bewusstem ethischen Entschluss handelt. Auch die Flexibilität oder Starrheit im Umgang mit eigenen Normen wird hier sichtbar.

6. Hilfsbereitschaft

Das Maß, in dem eine Figur auf die Bedürfnisse anderer reagiert und bereit ist, aktiv Unterstützung zu leisten. Sie zeigt sich in der Fähigkeit, Hilfsbedürftigkeit wahrzunehmen und darauf zu reagieren – sei es durch praktische Hilfe, emotionale Zuwendung oder solidarisches Verhalten. Dabei spielt es eine Rolle, ob Hilfe spontan, selektiv, systematisch oder nur auf Anfrage angeboten wird und ob sie mit Mitgefühl, Pflichtbewusstsein oder strategischer Absicht verbunden ist.

7. Beziehungsfähigkeit

Die Fähigkeit und Bereitschaft, stabile und reife soziale Bindungen einzugehen, zu gestalten und aufrechtzuerhalten. Beziehungsfähigkeit zeigt sich in Kommunikation, Konfliktverhalten, Vertrauen, Bindungsbereitschaft und Selbstoffenheit. Sie umfasst auch die Fähigkeit, emotionale Nähe zuzulassen und Verantwortung in Beziehungen zu übernehmen.

8. Umgang mit Verantwortung

Beschreibt, wie eine Figur mit Macht, Entscheidungsspielräumen und sozialen Pflichten umgeht. Im Zentrum steht, ob sie Verantwortung zum Wohl anderer einsetzt oder sie zur Selbstprofilierung, Kontrolle oder Unterdrückung missbraucht. Entscheidend ist auch der Umgang mit Untergebenen: ob sie respektvoll geführt, gefördert und einbezogen werden – oder ob man ihnen mit Härte, Abwertung oder Gleichgültigkeit begegnet.

9. Exzessbereitschaft

Beschreibt die Neigung, innere Hemmungen aufzugeben und sich vollständig ungebremsten Impulsen hinzugeben – etwa Lust, Wut, Gier oder Machtdrang. Sie zeigt sich in der Bereitschaft, Kontrolle über Triebverhalten fallenzulassen und kurzfristige Befriedigung über langfristige Folgen zu stellen. Je höher die Exzessbereitschaft, desto größer die Tendenz, emotionale oder körperliche Grenzen zu überschreiten – bei sich selbst wie bei anderen.

10. Deliktbereitschaft

Deliktbereitschaft beschreibt die innere Schwelle, fragwürdige Mittel wie Lüge, Betrug oder Gewalt einzusetzen, um ein Ziel zu erreichen. Sie zeigt, wie sehr eine Figur bereit ist, ethische Grenzen und Gesetze zu überschreiten. Eine hohe Ausprägung weist auf eine Figur hin, die bereit ist, gesellschaftliche Verhaltensregeln zu brechen. Eine niedrige signalisiert ein starkes inneres Widerstandspotenzial gegenüber normverletzendem Verhalten.


Die 11 Licht/Schatten-Tendenzen

Die 11 Licht/Schatten-Tendenzen des Seelenzustands bilden ein dramaturgisches Spektrum, auf dem sich die Figuren Eborias zwischen Abgründigkeit und Hingabe verorten. Sie sind keine moralischen Etiketten, sondern narrative Archetypen und Muster seelischer Verfasstheit, verdichtet zu erzählerischen Typen. Jede Licht/Schatten-Tendenz steht für eine bestimmte Grundhaltung im Spannungsfeld zwischen den göttlichen Mächten des Elysiums und der Unterwelt.

An dem einen Ende finden sich Manifestationen eines entfesselten Schattens: Tyrannen, Narzissten, Manipulatoren, die andere als Instrumente begreifen und sich selbst über alles stellen. Diese finsteren Persönlichkeiten entstehen nicht aus dem Nichts: Sie entspringen oft traumatischen Erfahrungen der Ohnmacht, der Kränkung oder einem tiefsitzenden Bedürfnis nach Kontrolle.

Am anderen Ende des Spektrums begegnen uns Lichtgestalten, deren Ethik sich aus Hingabe, Opferbereitschaft und visionärer Güte speist. Doch auch hier lauern Gefahren, etwa dann, wenn Fürsorge zum Zwang wird, Heiligkeit zur Entmenschlichung und das Streben nach Reinheit andere zum Verstummen bringt.

Zwischen diesen Polen entfaltet sich die ganze Bandbreite spielbarer Figuren: der überforderte Einzelgänger, der rücksichtsvolle Anführer, der fanatische Wohltäter oder der gleichgültige Beobachter. Die Licht/Schatten-Tendenzen verweisen damit nicht auf feste Identitäten, sondern auf Rollenmomente innerhalb eines seelisch-dramatischen Kontinuums – wandelbar, widersprüchlich, entwicklungsfähig.

Die von –5 bis +5 reichenden Stufen dienen dabei als verdichtete Typologie moralischer Grundhaltungen. So entsteht eine Abstufung charakteristischer Denk- und Verhaltensmuster, das keineswegs final ist, sondern vielmehr als projektionsfähige Bühne für Figurenkonzepte, Gruppendynamiken oder moralische Reflexion dient.

Ein Charakter auf Licht/Schatten-Tendenz –3 („Machtmensch“) birgt ebenso viel erzählerisches Potenzial wie einer auf +3 („Vorbild“). Was zählt, ist nicht die Verortung auf der Skala, sondern der Weg, der sich daraus ergibt: das Ringen, das Scheitern oder Überwinden. Die Licht/Schatten-Tendenzen sind Werkzeuge – keine Urteile. Und das Spiel ist es, das entscheidet, ob aus dem ersten Abdruck ein Schattenriss oder eine Erleuchtung erwächst.

Kurzübersicht der seelischen Tendenzen:

Licht/Schatten-
Tendenz
Typus
–5 bösartig Psychopath
–4 gewissenlos Narzisst
–3 hartherzig Machtmensch
–2 selbstbezogen Individualist
–1 gleichgültig Einzelgänger
0 passiv Mitläufer
+1 wohlwollend Verbündeter
+2 rücksichtsvoll Loyalist
+3 idealistisch Vorbild
+4 selbstlos Wohltäter
+5 heilig Märtyrer


Ausführliche Definitionen der 11 Licht/Schatten-Tendenzen:

–5 Bösartig

1. Grundhaltung:

  • größenwahnsinnig

Er empfindet sich selbst als unfehlbar und unantastbar. Er ist stets der Mittelpunkt aller Dinge, dem jegliche Kritik und Selbstzweifel fremd sind.

2. Blick auf andere:

  • verächtlich

Mitmenschen gelten ihm einzig als Werkzeuge: wertlos, wenn sie keinen unmittelbaren Nutzen bieten, und verachtenswert, sobald sie seinem Willen im Weg stehen. Er quält andere auch aus reiner Freude und ergötzt sich an ihrem Leid.

3. Mitgefühl:

  • sadistisch

Empathie ist ihm völlig fremd. Er ist abgrundtief grausam und besitzt starke psychopathische oder soziopathische Persönlichkeitszüge.

4. Gewissen:

  • Stolz auf Untaten

Er kennt kein schlechtes Gewissen, keine Reue und empfindet keine Schuld, selbst bei brutalsten Taten. Eigenes Fehlverhalten kennt er nicht und er sucht niemals Wiedergutmachung. Er ist stolz auf jede seiner Untaten.

5. Moralische Prinzipien:

  • bar jeder Ethik

Er lehnt alle ethischen Werte ab und folgt nur dem Prinzip seiner eigenen Allmacht.

6. Hilfsbereitschaft:

  • nur taktisch motiviert

Hilfe gewährt er nie aus Mitgefühl, sondern allenfalls taktisch, wenn sie seine Macht oder Interessen sichert.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • missbräuchlich

Er hegt weder Freundschaft, Vertrauen noch Liebe. Nahestehende Personen sind bestenfalls Besitz, Fußabtreter oder Lakaien.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • Machtmissbrauch

Tyrannei ist seine Leitidee. Er übernimmt Verantwortung nur, um sie als Instrument zur Macht einzusetzen. Konsequenzen für andere interessieren ihn nicht.

9. Exzessbereitschaft:

  • triebgesteuert

Er gibt sich stolz und hemmungslos seinen Gelüsten hin. Kontrollverluste und das hemmungslose Ausleben von Begierden stilisiert er zur Ekstase.

10. Deliktbereitschaft:

  • gnadenlos

Intrigen, Lügen, Folter, Mord und Verbrechen kennt er als gängige und alltägliche Ausdrucksmittel seiner Macht. Jede Abscheu oder Hemmungen vor Gräueltaten sind bei ihm erloschen.

Beispiele: Enbi Lulu'Gugal, Sabaoth Immortalis, Reveron, Ilmor, Helom Kerzorban, Iobis Galdimera (Marledigma), Heriotza, Blaren Rigged, Mordem Blandera, Werham Glairn, Moragon

–4 Gewissenlos

1. Grundhaltung:

  • selbstverliebt

Er nimmt sich als überlegen, unfehlbar und zentral wahr. Hinter dieser Fassade lauert ein narzisstischer Drang nach Selbstüberhöhung, der jede Selbstkritik beinahe unmöglich macht, aber nicht vollkommen ausschließt.

2. Blick auf andere:

  • ausbeuterisch

Menschen sind für ihn rein nützliche Ressourcen – wertvoll, solange sie seinen Zielen dienen, und entbehrlich, sobald sie im Weg stehen.

3. Mitgefühl:

  • skrupellos

Sein Gewissen ist schwach ausgeprägt. Echtes Mitgefühl bleibt die Ausnahme. Schuldgefühle und Gewissensbisse sind ihm weitgehend fremd. Er ist nicht zwingend sadistisch, aber kennt Verachtung und Schadenfreude.

4. Gewissen:

  • ignoriert Schuld

Reue oder Wiedergutmachung lehnt er ab. Schuld ist ihn unbekannt. Sein Fehlverhalten oder seine Grausamkeiten werden nicht einmal gerechtfertigt. Wiedergutmachung erfolgt nur aus Kalkül.

5. Moralische Prinzipien:

  • unberechenbare Werte

Ethik betrachtet er als lästiges Hindernis, das er nur dann anerkennt, wenn es seinen Einfluss oder seine Macht vergrößert.

6. Hilfsbereitschaft:

  • nur mit Gegenleistung

Hilfe leistet er ausschließlich, wenn ein persönlicher Vorteil oder Machtgewinn winkt. Mitleid kennt er kaum.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • manipulativ

Nur in absoluten Ausnahmefällen ist er sehr selektiv zu Freundschaft, Vertrauen oder Liebe fähig. Seine Zuneigung ist jedoch niemals bedingungslos und stets mit einem persönlichen Nutzen oder Ziel verbunden.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • willkürlich

Er übernimmt Verantwortung nur, um sie als Werkzeug der Kontrolle zu missbrauchen. Für die Folgen seines Tuns fühlt er sich nie verpflichtet und auch für das Wohl seiner Untergebenen interessiert er sich nicht im Geringsten.

9. Exzessbereitschaft:

  • ungezügelt

Kontrollverluste und das hemmungslose Ausleben von Begierden werden genussvoll zugelassen, denn diese dienen seinem Ego. Scham ist ihm unbekannt.

10. Deliktbereitschaft:

  • verbrecherisch

Lügen, Betrug, Gewalt oder Mord schrecken ihn nicht. Seine inneren Barrieren sind so niedrig, dass er skrupellos jedes Mittel einsetzt.


Beispiele: Ignus, Schutuhx, Etril „Kaltfisch“ Bollscheff, Silvius Insidiae, Strymos, Slindro die Flosse, Graltik Blutklinge, Larot, Giftvogel, Käpt’n Rötel

–3 Hartherzig

1. Grundhaltung:

  • dominant

Er begreift sich als Tatmensch, dem kompromissloses Handeln über alles geht. Weder Zögern noch schmutzige Hände schrecken ihn ab. Dabei agiert er entweder eigennützig, aus dem Streben nach Dominanz oder er folgt blind Befehlen. Jede Spur von Schwäche betrachtet er als Makel.

2. Blick auf andere:

  • pragmatisch

Er misst Menschen an ihrer Tauglichkeit. Wer ihm dient und Stärke zeigt, gewinnt seine Anerkennung, wer versagt, wird ignoriert oder unterworfen.

3. Mitgefühl:

  • gefühlskalt

Echtes Mitgefühl tritt bei ihm kaum hervor. Er betrachtet das Leid anderer als notwendiges Übel und kann dieses ausblenden.

4. Gewissen:

  • rechtfertigt Schuld

Scham und Reue kennt er zwar, gesteht Schuld aber nur selten ein, da er stets eine Rechtfertigung für seine Taten hat. Er setzt Wiedergutmachung allenfalls taktisch und ohne Gewinn an Selberkenntnis ein.

5. Moralische Prinzipien:

  • Recht des Stärkeren

Moralische Grundwerte spielen nur eine untergeordnete Rolle. Gnade gilt ihm als Schwäche, Normen akzeptiert er nur nach Zweckmäßigkeit. Er glaubt an eine natürliche Dominanzhierarchie.

6. Hilfsbereitschaft:

  • zweckgerichtet

Unterstützung bietet er nur, wenn sie ihm unmittelbaren Vorteil verschafft oder seine Position stärkt. Nur selten hilft er aus Mitleid oder Sympathie.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • besitzergreifend

Nur wenige Menschen sind fähig, sein steiniges Herz zu erweichen und seine Sympathie oder sogar Liebe zu wecken. Er ist kaum fähig, seine Zuneigung offen auszudrücken und bleibt stets herrisch, anmaßend oder gefühlskalt.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • unterdrückend

Er übernimmt Verantwortung, um sie als Hebel der Kontrolle einzusetzen, und rechtfertigt seine Taten als notwendige Schritte zum Erfolg. Für das Wohl seiner Untergebenen sorgt er nur so weit, dass sie ihm effektiv dienen können.

9. Exzessbereitschaft:

  • impulsiv

Kontrollverlust und das hemmungslose Ausleben von Begierden empfindet er als Akt der Stärke und Machtdemonstration.

10. Deliktbereitschaft:

  • verroht

Lügen, Manipulation, Einschüchterung, Folter, Verbrechen und Mord setzt er kalt kalkulierend ein, sobald sie seinen Zielen dienen.


Beispiele: Augustus, Hella, Elora, Mestoph, Hackfressen Jack, Erlerig Darrow, Cupo Briccone, Käpt’n Sturmschnauze, Käpt’n Jeto, Ragnar Helgirson, Hadita Gazan

–2 Selbstbezogen

1. Grundhaltung:

  • exzentrisch

Er sieht sich als selbstbewussten Individualisten, dessen Handeln primär Ausdruck persönlicher Freiheit ist und der seine Interessen kompromisslos verfolgt.

2. Blick auf andere:

  • selbstbereichernd

Mitmenschen betrachtet er weder als Verbündete noch als Feinde, sondern nur danach, ob sie ihm kurzfristig nützlich sind oder Unterhaltungswert bieten.

3. Mitgefühl:

  • ungerührt

Sein Mitgefühl wirkt sehr unterschwellig und setzt sich nur hin und wieder durch. Er will niemanden bewusst schaden, aber er ist fähig, sein Mitgefühl auszustellen, wenn es ihm nützlich erscheint.

4. Gewissen:

  • zeigt widerwillig Reue

Schuld- und Reuegefühle kennt er zwar, gesteht sie aber nur widerwillig ein und vermeidet tiefgehende Selbstreflexion oder echte Sühne. Wiedergutmachung erfolgt als lästige Verpflichtung.

5. Moralische Prinzipien:

  • rebellische Haltung

Werte und Normen dienen ihm als flexible Leitplanken. Moralische Werte hält er nur ein, wenn es bequem erscheint. Abweichungen rechtfertigt er mit Individualismus, Spontanität oder durch äußere Umstände.

6. Hilfsbereitschaft:

  • bequem

Hilfe und Unterstützung leistet er lediglich, wenn sie ihm unmittelbar Vorteile verschafft. Von sich aus bietet er sie nur an, wenn sie der Selbstinszenierung dient.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • egoistisch

Er pflegt gerne oberflächliche Kontakte, die nicht bindend sind. Er ist fähig zu Freundschaft, Vertrauen und Liebe, jedoch geraten diese schnell ins Wanken, wenn sie seinen persönlichen Zielen im Weg stehen.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • unzuverlässig

Er meidet Verantwortung, delegiert sie gern und übernimmt nur dann, wenn er direkten Nutzen darin erkennt. Seine Untergebenen können sich nur selten auf ihn verlassen.

9. Exzessbereitschaft:

  • ausschweifend

Ausschweifung, Kontrollverlust und das hemmungslose Ausleben von Begierden hält er innerhalb selbstgesetzter Grenzen für legitime persönliche Ausdrucksformen.

10. Deliktbereitschaft:

  • hinterhältig

Lügen, Manipulation und kleinere Vergehen setzt er pragmatisch ein. Folter oder Mord erscheinen ihm denkbar, kosten jedoch Überwindung.


Beispiele: Inanis, Sheerana/Loriana, Nessir Loccassilo, Beskok Tan, Ekki, Planken-Jockel, Foxy, Viola Briccone, Dan Duo, Marcus Vulturius Vorax, Heska, Ivar „Steinauge“ Behringer, Tarula Tingeltang

–1 Gleichgültig

1. Grundhaltung:

  • autonom

Interessiert sich kaum für andere, agiert als Einzelgänger und stellt seine eigenen Ziele für gewöhnlich in den Mittelpunkt, aber nicht kompromisslos. Genügt sich selbst.

2. Blick auf andere:

  • desinteressiert

Mitmenschen sind für ihn Randfiguren ohne Einfluss auf seine Selbstverwirklichung – weder Verbündete noch Bedrohung.

3. Mitgefühl:

  • nüchtern

Eine grundlegende Empathie ist stets vorhanden, bleibt aber oberflächlich und situativ variabel. Nur für einzelne Individuen verspürt er tieferes Mitgefühl.

4. Gewissen:

  • halbherzige Reue

Schuld- und Reuegefühle spürt er, gesteht sie notgedrungen ein, ohne daraus tiefgehende Buße oder Sühne abzuleiten. Wiedergutmachung betreibt eher nur halbherzig.

5. Moralische Prinzipien:

  • widersprüchliche Werte

Er hält an eigenen, selbstbestimmten Werten fest, die jedoch variabel sind und nicht den Erwartungen anderer entsprechen müssen.

6. Hilfsbereitschaft:

  • selektiv

Hilfe leistet er vor allem aus Gewohnheit, Eigennutz oder gelegentlicher Sympathie, selten aus uneigennütziger Nächstenliebe.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • distanziert

Freundschaft, Vertrauen und Liebe besitzen für ihn eine grundlegende Bedeutung und er ist fähig, Zuneigung auszudrücken. Er schätzt Beziehungen vor allem, wenn sie unkompliziert verlaufen und ihn nicht großartig herausfordern. Schnell empfindet er enge Bindungen als Einschränkung oder Last.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • pflichtscheu

Verantwortung meidet er und nur bei unmittelbarem Vorteil übernimmt er sie widerwillig. Seinen Untergebenen lässt er große Freiräume und zeigt kaum Führungsstärke.

9. Exzessbereitschaft:

  • genießerisch

Kontrollverluste und das hemmungslose Ausleben von Begierden lässt er zu, setzt sich dafür aber klare, persönliche Grenzen.

10. Deliktbereitschaft:

  • ehrlos

Lügen, Manipulation und Verbrechen werden eingesetzt, wenn sie innerhalb selbstgesteckter Grenzen bleiben. Folter oder Mord sind nur in Extremsituationen vorstellbar.


Beispiele: Gantrapudra, Filgiz, Radbod Wagener, Bill, Cosima von Wallenrode, Der Alte in der Tiefe, Waruf, Werris, Haduran, Aagragaah Thud

0 Passiv

1. Grundhaltung:

  • angepasst

Er sieht sich als unauffälligen Teil des Ganzen. Ohne Ambitionen oder festes Ziel existiert er beiläufig und empfindet diese Unbedeut¬samkeit nicht zwangsläufig als Nachteil.

2. Blick auf andere:

  • neutral

Begegnet Mitmenschen neutral und weder als Verbündete noch als Gegner. Sind sie freundlich, ist er es auch. Sind sie es nicht, ist er es auch nicht.

3. Mitgefühl:

  • ausgeglichen

Ein besitzt eine durchschnittliche Empathie. Diese treibt ihn vor allem dann an, wenn er mit großem Leid konfrontiert wird.

4. Gewissen:

  • Reue aus Notwendigkeit

Schuld- und Reuegefühle kennt er und gesteht sie ein. Er betreibt Wiedergutmachung als notwendigen Ausgleich. Er versucht jedoch, aktiv erst gar keine Situationen zu erschaffen, die Buße erzwingen würden.

5. Moralische Prinzipien:

  • konformistisch

Er hält sich an die moralischen Vorstellungen seiner Gemeinschaft und hinterfragt weder deren Werte noch stellt er die herrschenden Normvorstellungen in Frage.

6. Hilfsbereitschaft:

  • situativ

Er hilft nur, wenn er sein Eingreifen als unbedingt notwendig erachtet. Darüber hinaus bleibt er zurückhaltend. Freunden hilft er jedoch auch von sich aus.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • beständig

Freundschaft, Vertrauen und Liebe sind für ihn fundamentale Aspekte des Lebens, wenn sie zu Beständigkeit, Ruhe und Frieden führen. Er scheut zwischenmenschliche Konflikte und lässt sich nur auf diese ein, wenn sie sonst zu einem Beziehungsabbruchführen könnten.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • vorsichtig

Übernimmt Verantwortung bewusst begrenzt und meidet jede darüberhinausgehende Verpflichtung. Geringe Führungsqualität, da er in der Menge schnell untergeht.

9. Exzessbereitschaft:

  • maßvoll

Kontrollverluste und das hemmungslose Ausleben von Begierden vermeidet er möglichst, da er keine Konsequenzen dafür tragen will. Trotzdem kann er sich dazu hinreißen lassen.

10. Deliktbereitschaft:

  • gehorsam

Lügen, Manipulation, Einschüchterung und Verbrechen werden allgemein abgelehnt, aber kommen in Ausnahmefällen zur Anwendung. Folter und Mord zieht er nur als aller letztes Mittel zum Ziel in Erwägung.


Beispiele: die durchschnittlichen Bauern, Bürger und Zivilisten

+1 Wohlwollend

1. Grundhaltung:

  • unterstützend

Er nimmt sich nicht über Gebühr wichtig, kennt aber seine Stärken und Schwächen. Er versteht sich als stille Stütze und agiert gern im Hintergrund.

2. Blick auf andere:

  • zugewandt

Er begegnet seinen Mitmenschen freundlich, wahrt jedoch Distanz und respektiert deren Autonomie.

3. Mitgefühl:

  • anteilnehmend

Ein verlässliches Gewissen und einfühlsame Wahrnehmung leiten sein Handeln. Er sieht das Leid der anderen, lässt sich selbst davon jedoch nicht beeinträchtigen und herunterziehen.

4. Gewissen:

  • einsichtig

Er gesteht Fehler ein und übt maßvolle Wiedergutmachung, ohne in übertriebene Schuldgefühle oder Selbstzweifel zu verfallen.

5. Moralische Prinzipien:

  • flexible Werte

Seine Werte basieren auf bewusst gewählten Überzeugungen, die als flexible Wegweiser und nicht als strikte Gebote dienen.

6. Hilfsbereitschaft:

  • bietet Hilfe zur Selbsthilfe

Gewährt gern Hilfe, wenn er darum gebeten wird und er diese als situativ sinnvoll und angemessen erachtet. Er drängt Hilfe aber Niemals auf und bietet stattdessen bevorzugt Hilfe zur Selbsthilfe.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • nahbar

Er misst Freundschaft, Vertrauen und Liebe grundlegende Bedeutung bei und legt dabei Wert auf Authentizität und Augenhöhe. Er versucht, stets die positiven Seiten des Gegenübers zu sehen, ohne dabei zu idealisieren. Legt bei Freundschaften mehr Wert auf Qualität als auf Quantität.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • gewissenhaft

Er übernimmt Verantwortung zuverlässig, wenn sein Einsatz zum Wohl anderer beiträgt, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen. Dabei bleibt er stets eine zurückhaltende Führungspersönlichkeit, die jedoch aufgrund ihrer Leistungen und Taten Anerkennung finden kann. Statt als strahlendes Vorbild voranzuschreiten, fördert er lieber die Eigenverantwortung seiner Untergebenen.

9. Exzessbereitschaft:

  • zurückhaltend

Er vermeidet Kontrollverluste und das hemmungslose Ausleben von Begierden, kann aber moderate Genüsse als legitimen Ausdruck persönlicher Freiheit annehmen.

10. Deliktbereitschaft:

  • anständig

Lügen, Manipulation und Einschüchterung verursachen Gewissensbisse und werden nur im Notfall eingesetzt. Gewalt oder Mord kommt für ihn nur als äußerstes Rettungsmittel infrage und löst tiefe Reue aus.


Beispiele: Octavia, Abdrushin, Ferolax, Abraxa, Birkinga, Gildon, Wodhi, Loxias, Plauzen-Paul, Mucus, Gerbert, Cuina-Nira, Emphaustus Garrah Nephit, Derian von Köslin

+2 Rücksichtsvoll

1. Grundhaltung:

  • eingebunden

Er versteht sich als unverzichtbarer Teil seiner Gemeinschaft – nicht als losgelöstes Individuum, sondern als verlässliche Stütze, die ihre Pflicht für das Allgemeinwohl als selbstverständlich erfüllt.

2. Blick auf andere:

  • aufmerksam

Er erachtet eine harmonische Gemeinschaft als erstrebenswert und handelt aktiv so, dass er sie unterstützt oder zumindest nicht stört.

3. Mitgefühl:

  • achtsam

Sein Mitgefühl ist stets wachsam. Er achtet aus Gewohnheit auf die Reaktionen und Befindlichkeiten seiner Mitmenschen und versucht, taktvoll darauf zu reagieren.

4. Gewissen:

  • betroffen

Er gesteht Fehltritte offen ein, verspürt tiefe Reue und erbringt Wiedergutmachung durch konkrete Taten, ohne an Schuldgefühlen zu zerbrechen.

5. Moralische Prinzipien:

  • sittlicher Anstand

Sein Kompass folgt einer sicheren, aber undogmatischen Ethik, gewachsen aus Intuition oder bewusster Entscheidung, nicht aus starren Vorgaben.

6. Hilfsbereitschaft:

  • höflich

Er fühlt sich verpflichtet, aktiv für Gerechtigkeit und Ausgleich zu sorgen. Er bietet Unterstützung auch ungefragt an, wägt aber zuvor den Nutzen für den anderen ab und wahrt zugleich klare Selbstschutz¬grenzen.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • verlässlich

Er ist grundsätzlich kameradschaftlich eingestellt und misst Freundschaft, Vertrauen und Liebe eine sehr große Bedeutung bei. Seine Freunde können sich stets auf ihn verlassen und er pflegt enge Freundschaften. Er ist loyal, authentisch und ehrlich und übt auch offene Kritik an Freunden, um diesen dadurch zu helfen.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • ernsthaft

Er übernimmt Pflicht und Führung gewissenhaft und bemüht sich dabei, stets sein Bestes zu geben. Er ist eine besonnene Führungspersönlichkeit, die seine Untergebenen zu Zusammenhalt und Gemeinschaft aber auch zu Disziplin anhält.

9. Exzessbereitschaft:

  • diszipliniert

Kontrollverluste und das hemmungslose Ausleben von Begierden sind für ihn Ausnahme¬fälle. Bei Tabubrüchen stellt sich sofort Scham ein und er kehrt rasch zur Maßhaltung oder zum Verzicht zurück.

10. Delikttendenz:

  • rechtschaffend

Täuschung, Manipulation und Gewalt bedürfen bei ihm erheblicher Überwindung und werden allgemein abgelehnt. Folter oder Tötung kämen nur unter äußerstem Zwang und gefolgt von heftigen Schuldgefühlen in Betracht.


Beispiele: Iustus Trebatius, Egeil von Wallenrode, Roana, Wolfhardt, Ibendorn, Isgar Wintras, Udelian, Mercus, Pirro Lautenwicht

+3 Idealistisch

1. Grundhaltung:

  • berufen

Er betrachtet sich als maßgeblichen Gestalter, der einer Vision folgt, um die Welt für alle lebenswerter zu machen. Seine Ideale, Werte und Ziele hält er zwar nicht zwingend für universell gültig, jedoch für so bedeutend, dass er es als seine Aufgabe betrachtet, sie zu verbreiten.

2. Blick auf andere:

  • fördernd

Er fühlt sich für das Wohl seiner Mitmenschen verantwortlich und versucht stets, sie mit Tatkraft, Unterstützung oder Ideen zu bereichern. Er begegnet allen Mitmenschen mit Respekt und Anstand und sieht dabei auch über Herkunft und Status hinweg.

3. Mitgefühl:

  • mitfühlend

Ein unerschütterliches Gewissen und tiefe Empathie leiten sein Handeln und halten ihn dazu an, in jeder Situation Rücksicht, Mitgefühl und Gnade walten zu lassen.

4. Gewissen:

  • reumütig

Schuld belastet ihn intensiv. Er gesteht Fehler offen ein, leidet unter Selbstzweifeln und widmet sich mit vollem Einsatz aktiver Wiedergutmachung.

5. Moralische Prinzipien:

  • prinzipientreu

Er folgt klar definierten ethischen Leitlinien aus innerer Überzeugung, hinterfragt sie jedoch behutsam in Extremsituationen, ohne seine Grundwerte dabei aufzugeben.

6. Hilfsbereitschaft:

  • zuvorkommend

Seine Unterstützung geht weit über das Erbetene hinaus und er ist bereit, große Opfer zu erbringen. Er sieht in jeder hilfreichen Tat eine Pflicht und bemüht sich, Not unaufgefordert zu lindern. Seine Hilfe hängt er niemals an die große Glocke und er erwartet für gewöhnlich keine Gegenleistung dafür.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • fürsorglich

Er ist ein zu verlässlicher, unterstützender und hingebungsvoller Freund, auf den man stets vertrauen kann. Freundschaft, Vertrauen und Liebe betrachtet er als hohe Werte und lebt diese mit einem sehr ideellen Anspruch, was auch manchmal zu Enttäuschungen führen kann.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • inspirierend

Verantwortung gilt ihm als höchste Ehre. Er nimmt jede Verpflichtung mit akribischer Sorgfalt an, um seinem moralischen Anspruch gerecht zu werden. Seinen Untergeben versucht er stets als leuchtendes Vorbild voranzugehen.

9. Exzessbereitschaft:

  • gezügelt

Er lehnt Kontrollverluste und das hemmungslose Ausleben von Begierden strikt ab. Nur unter extremen inneren oder äußeren Druck wendet er sich kurzzeitig von seiner Selbstdisziplin ab, was jedoch tiefe Selbstverachtung auslöst.

10. Deliktbereitschaft:

  • ehrenhaft

Täuschung, Manipulation und Gewalt sind für ihn undenkbar und niemals Mittel der Wahl. Selbst in äußerster Not würde er nur nach schwersten Gewissensqualen über Ausnahmemittel wie Folter oder Mord nachdenken.


Beispiele: Flavius Vitreus Elatus, Gaius Octavius Aequus, Talina Westwind, Jast Heidiger, Admiral Wellenbrecher, Gwaernor, Pyrrhon von Lis, Archorbar, Gaia Tarratia, Danu Gwenlian

+4 Selbstlos

1. Grundhaltung:

  • auserwählt

Er begreift sich als dienender Hüter des Gemeinwohls, dessen Identität und Fähigkeiten ganz dem Wohl anderer gewidmet sind. Selbstaufopferung und Hingabe gelten ihm als höchste Tugenden. Persönliche Wünsche und Bedürfnisse stellt er kompromisslos zurück, da er stets einer bedeutenden Aufgabe folgt.

2. Blick auf andere:

  • beschützend

Er fühlt sich für das Wohlergehen seiner Mitmenschen zutiefst verantwortlich. Sein Dasein ist darauf ausgerichtet, anderen zu helfen, sie zu entlasten oder ihnen als Werkzeug zu Wohl und Heil zu dienen.

3. Mitgefühl:

  • mitleidend

Empfänglich für jede Art von Not oder Bedürftigkeit, reagiert er mit hoher emotionaler Resonanz und dauerhaftem Verantwortungsgefühl. Jede Form des Leidens ruft in ihm den Wunsch hervor, unterstützend zu handeln oder Trost zu spenden.

4. Gewissen:

  • schamerfüllte Reue

Schuld empfindet er als tiefgreifende Last, die er nicht erträgt, ohne einen Ausgleich zu schaffen. Er strebt danach, durch unermüdliche Wiedergutmachung, Verzicht und selbstverleugnendes Handeln innere Ordnung wiederherzustellen – oft mit einem Maß an Hingabe, das ihn bis an die Grenzen seiner physischen und seelischen Belastbarkeit führt.

5. Moralische Prinzipien:

  • dogmatische Werte

Er folgt seinen moralischen Werten mit großer Konsequenz und bedingungsloser Überzeugung. Diese Prinzipien begreift er als universell gültig, was ihn zuweilen in dogmatische oder selbstgerechte Haltungen treiben kann.

6. Hilfsbereitschaft:

  • barmherzig

Er leistet uneingeschränkt und aus eigener Initiative Unterstützung, oft weit über das Erwartbare hinaus. Aufopferungsvolle Hilfe zu gewähren ist für ihn keine Frage der Gelegenheit, sondern eine dauerhafte Verpflichtung. Er setzt sein eigenes Wohlergehen bedenkenlos aufs Spiel, um andere zu entlasten, selbst dann, wenn sie seine Unterstützung ablehnen oder nicht annehmen können. Auch jenen, die Schuld auf sich geladen haben, verweigert er seine Zuwendung nicht.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • einengend

Seine Bindungen sind geprägt von vollständiger und zuweilen auch erstickender Zuwendung. Nähe bedeutet für ihn, sich kompromisslos in den Dienst des anderen zu stellen, selbst wenn dies persönliche Grenzen überschreitet. In anderen kann diese extreme Hingabe Druck, Überforderung oder sogar Schuldgefühle erzeugen.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • bevormundend

Verantwortung sieht er als heiligen Auftrag, dem er sich mit äußerster Konsequenz verpflichtet. Er übernimmt sie ohne Zögern, stellt das Wohl anderer über eigene Bedürfnisse und verlangt von sich selbst kompromisslose Pflichterfüllung. Als Anführer ist er streng und unbeugsam, duldet keine Infragestellung seiner Ideale und hält Widerspruch schnell für Illoyalität.

9. Exzessbereitschaft:

  • asketisch

Kontrollverluste und das hemmungslose Ausleben von Begierden bekämpft er mit eiserner Disziplin, denn jede Form von Ausschweifung steht für ihn im Widerspruch zu seinem Ideal völliger Selbstbeherrschung. Sollte er sich unter äußerem Zwang dennoch hingeben müssen, erlebt er dies als tiefen Verrat an seinem innersten Selbstverständnis – begleitet von Selbsthass, Scham und dem Gefühl inneren Zerfalls.

10. Deliktbereitschaft:

  • tugendreich

Täuschung, Gewalt oder gar Mord sind für ihn selbst unter äußerstem Zwang nur schwer denkbar. Solche Handlungen widersprechen seinem Selbstverständnis so radikal, dass sie seelisch tiefe Erschütterung hinterließen.


Beispiele: Sereg als Goldener König, Karastan, Ataragar Hammerright, Hardwulf von Hilligenhain, Elbrecht von Altlay

+5 Heilig

1. Grundhaltung:

  • göttlich geleitet

Er empfindet sich nicht als eigenständiges Individuum mit persönlichen Zielen oder Ansprüchen. Wünsche, persönliche Ziele und Bedürfnisse sind für ihn bedeutungslos geworden. Seine Existenz, versteht er einzig als Möglichkeit, durch sein Handeln einer übergeordneten Bestimmung zu folgen, auch wenn er dabei alles verliert.

2. Blick auf andere:

  • lebt nur für andere

Er betrachtet seine Mitmenschen als Zentrum seines Daseins und erkennt in ihrem Wohlergehen den Sinn seiner Existenz. Jeder Mensch ist für ihn Teil eines größeren Ganzen, dessen Heil zu fördern er als seine oberste Aufgabe ansieht.

3. Mitgefühl:

  • verschmelzend

Mitgefühl bestimmt sein gesamtes Denken und Handeln. Er empfindet das Leid von anderen als sei es das eigene. Jede Handlung zielt auf Fürsorglichkeit, Schutz oder Errettung und kann sich für andere auch aufgedrängt oder sogar übergriffig anfühlen.

4. Gewissen:

  • selbstzerstörerische Reue

Buße und Sühne sind für ihn selten notwendig, da er kaum noch verfehlungsfähig scheint. Sollte er dennoch Schuld empfinden, führt dieser Impuls häufig in ein extremes Opfer, bis hin zum freiwilligen Tod.

5. Moralische Prinzipien:

  • transzendente moralische Wahrheit

Seine Überzeugungen gelten ihm als unverrückbare Wahrheiten. Glaube und Werte sind absolut, Zweifel ausgeschlossen. Er vertraut mit ganzer Seele auf seine Prinzipien und richtet sein Leben kompromisslos nach einer höheren Moral aus.

6. Hilfsbereitschaft:

  • aufopferungsbereit

Seine Hilfsbereitschaft kennt keine Grenzen. Sie reicht bis zur vollständigen Aufopferung, ohne Erwartung von Dank oder Erwiderung. Er ist bereit, sein Leben bedingungslos und bis zum letzten Atemzug zu geben, um das eines anderen zu retten.

7. Beziehungsfähigkeit:

  • bis zur Selbstaufgabe

Beziehungen stehen für ihn unter dem Zeichen des Dientes. Emotionale Nähe existiert nicht als Selbstzweck, sondern als Ausdruck völliger Hingabe. Er sieht sich nicht als eigenständiges Gegenüber, sondern als Gefäß für Fürsorge. Authentische Gefühle sind kaum vorhanden und er kann als überheblich, unnahbar und abgehoben erlebt werden.

8. Umgang mit Verantwortung:

  • fanatisch

Er versteht Verantwortung als Grundlage seines Seins. In ihr entfaltet sich seine Berufung, anderen Halt zu geben, sie zu führen und bis zur völligen Selbstentäußerung zu schützen. Untergebene schenken ihm entweder bedingungslose Liebe oder fühlen sich durch seine unerreichbaren moralischen Ansprüche überfordert, verhöhnt und entwertet.

9. Exzessbereitschaft:

  • völlige Entsagung

Impulse, Triebe oder Verführungen haben keine Macht über ihn. Sinnliche Begierde sind ihm fremd. Er lebt in vollkommener Askese und lehnt jede Versuchung als Entgleisung ab.

10. Deliktbereitschaft:

  • untadelig

Er ist unfähig zu Täuschung, Manipulation oder Gewalt. Verbrechen, Folter oder Mord widersprechen seinem Wesen zutiefst. Selbst im Angesicht des Todes würde er lieber sterben, als gegen sein inneres Gesetz zu handeln.


Beispiele: Baselian, Mutter Hylderid, Nesta'caim


Auswirkung auf Spielwerte

Resistenzen

Der Seelenzustand beeinflusst nicht nur das Innenleben einer Figur – er bringt auch konkrete spielmechanische Konsequenzen mit sich. Diese betreffen insbesondere die Reaktion eines Charakters auf die beiden entgegengesetzten Magieformen:

  • Lichtmagie, einschließlich ihrer Varianten: Himmelmagie, Lebensmagie und Schutzmagie
  • Schattenmagie, welche Zerstörungsmagie, Nekromantie und Hexerei umfasst

Mit zunehmender Ausprägung der Licht/Schatten-Tendenz verstärkt sich die Affinität zur eigenen Seite – gleichzeitig wächst die Empfindlichkeit gegenüber der Gegenseite. Ein Charakter mit starker Lichtausrichtung reagiert entsprechend anfälliger auf Schattenkräfte, während ein düster geprägter Charakter die Wirkung von Lichtmagie stärker zu spüren bekommt.

Umgekehrt steigen die Resistenzen gegenüber der eigenen Seite proportional zur Intensität der Ausrichtung. Somit genießen lichterfüllte Figuren erhöhten Schutz vor Lichtmagie, während schattenverhaftete Charaktere sich gegenüber dunklen Kräften als nahezu immun erweisen können.


Resistenzschwellen im Überblick
–5 kein Schattenschaden / doppelter Lichtschaden
–4 & -3 Schattenschaden -50% / Lichtschaden +50%
–2 & -1 Schattenschaden -25% / Lichtschaden +25%
0 Licht- und Schattenschaden +/-0%
+1 & +2 Lichtschaden -25% / Schattenschaden +25%
+3 & +4 Lichtschaden -50% / Schattenschaden +50%
+5 kein Lichtschaden / doppelter Schattenschaden


Anmerkung: Charaktere der Klasse Ritualist entscheiden sich bereits zu Beginn bewusst für eine Seite und pflegen eine tiefgreifende Verbindung entweder zum Licht oder zum Schatten.

  • Weiße Ritualisten sind dauerhaft immun gegen sämtliche Formen der Lichtmagie.
  • Schwarze Ritualisten hingegen besitzen eine permanente Immunität gegenüber Schattenmagie.

Diese Bindung ist jedoch nicht unerschütterlich: Sobald ein Ritualist die Licht/Schatten-Tendenz 0 (passiv) erreicht, erlischt seine Immunität.


Spezialisierungen von Ritualisten

Für Charaktere der Klasse Ritualist entfaltet der Seelenzustand eine weitreichende Wirkung auf ihre magischen Fähigkeiten. Die individuelle Ausprägung innerhalb der Licht/Schatten Tendenz beeinflusst nicht nur die atmosphärische Ausrichtung der Figur, sondern auch die technische Wirksamkeit ihrer Zauber.

Je weiter sich die Licht/Schatten-Tendenz eines Ritualisten von seiner zugehörigen göttlichen Fraktion entfernt, desto stärker treten Einschränkungen bei der Anwendung seiner spezialisierten Magie auf. Ein Weißer Ritualist, der dem Licht geweiht ist, verliert zunehmend den inneren Einklang mit den lichtgebundenen Kräften des Elysiums, sobald sich seine Tendenz der Schattenseite zuwendet. Umgekehrt entfremdet sich ein Schwarzer Ritualist, der dem Schatten dient, zunehmend von seiner dunklen Quelle in der Unterwelt, je weiter sein seelischer Kurs sich dem Licht annähert.

Die ersten Erschwernisse treten bereits bei leichter Abweichung ein, wenn etwa ein Weißer Ritualist die Tendenz -1 (gleichgültig) oder ein Schwarzer Ritualist die Tendenz +1 (wohlwollend) erreicht. An den extremen Gegenpolen der Skala, also bei einer Ausprägung von minus fünf oder plus fünf, wird die Anwendung entgegengesetzter Spezialisierungen vollständig blockiert.

Spezialisierungsschwellen:
–5
(bösartig)
wirken von Licht-Spezialisierungen unmöglich
–4
(gewissenlos)
+4 Schwierigkeit für Licht-Spezialisierungen
–3
(hartherzig)
+3 Schwierigkeit für Licht-Spezialisierungen
–2
(selbstbezogen)
+2 Schwierigkeit für Licht-Spezialisierungen
–1
(gleichgültig)
+1 Schwierigkeit für Licht-Spezialisierungen
0
(passiv)
normale Schwierigkeit
+1
(wohlwollend)
+1 Schwierigkeit für Schatten-Spezialisierungen
+2
(rücksichtsvoll)
+2 Schwierigkeit für Schatten-Spezialisierungen
+3
(idealistisch)
+3 Schwierigkeit für Schatten-Spezialisierungen
+4
(selbstlos)
+4 Schwierigkeit für Schatten-Spezialisierungen
+5
(Heilig)
wirken von Schatten-Spezialisierungen unmöglich


Diese Mechanik ermöglicht auch für dualistisch ausgerichtete Ritualisten komplexe Charakterkonzepte jenseits einfacher Gesinnungszuschreibungen. So können Weiße Ritualisten dargestellt werden, die aus Selbstüberhöhung oder Enttäuschung in moralisch fragwürdige Muster verfallen und die Kräfte des Lichts für egoistische oder destruktive Zwecke missbrauchen. Ebenso ist es möglich, Schwarze Ritualisten mit einer lichtnahen Gesinnung zu spielen, die im Zwiespalt zwischen innerem Mitgefühl und dunkler Berufung stehen.

Die Ritualisten werden dadurch zu dramatisch spannungsvollen Figuren. Ihre moralische Entwicklung kann Aufstieg oder Abstieg beinhalten, ohne dass ihre magischen Fähigkeiten sofort vollständig entfallen. Erst bei radikaler Abwendung von der göttlichen Fraktion wird die magische Übereinstimmung so stark gestört, dass ein Wirken nicht mehr möglich ist.

Verschiebung der Licht/Schatten-Tendenz durch Taten

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